KURZBIOGRAFIE

Rolf Dieter Brinkmann wird am 16.4.1940 in Vechta geboren. Im März 1958 verlässt er nach der zehnten Klasse das Gymnasium und beginnt 1959 eine Buchhändlerlehre in Essen. 1962 zieht er nach Köln um, wo er 1964 Maleen Kramer heiratet und Sohn Robert geboren wird.

Autorentagung des Verlages Kiepenheuer & Witsch, aus: Geduldig/Sagurna: too much, s. 74
Autorentagung 1964

Seit Anfang der 60er Jahre veröffentlicht Brinkmann Gedichte und Prosa, letztere zunächst am nouveau roman orientiert. Er entwickelt sich zu einem Literaten, zu dessen wesentlichen Zielen die ab der Mitte der 60er Jahre von ihm und anderen geforderte Abschaffung der Grenzen zwischen `hoher´ Dichtung und `bloßer´ Schriftstellerei gehört. Diese Veränderungen sollen u.a. mit Hilfe der Darstellung und Übernahme der Mittel der amerikanischen Beat-Literatur und Pop Art in die europäische bzw. deutschsprachige Literatur geschehen, kurz: „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“ – „Warum irgendwo Halt machen?“. Brinkmanns hohe Erwartung, auf diese Weise das seiner Meinung nach zu konventionelle literarische Leben in der Bundesrepublik entscheidend mit zu beeinflussen, erfüllt sich nicht.

Enttäuschend ist für ihn gleichfalls die in seinen Augen einseitig funktionale Politisierung eines öffentlichkeitswirksamen Teils der (Nach-)’68er-Bewegung. Auf diese Entwicklungen reagiert er nicht nur mit phasenweise subjektiv-elitären Äußerungen und rigorosem Auftreten, sondern auch mit einer zunehmenden Verunsicherung in den eigenen schriftstellerischen Überzeugungen.

In der Folge setzt er Anfang der 70er Jahre die Suche nach zeitgemäßen Prosaformen weitgehend zurückgezogen und in zu seinen Lebzeiten unveröffentlichten Materialsammlungen fort. Literarische Lebenszeichen aus dieser Zeit sind seine Hörspiele, zugleich hörbarer Ausdruck des Zweifels an der allein schriftlichen Form, und die inzwischen unter dem Titel „Wörter Sex Schnitt“ veröffentlichten Tonbänder, die Brinkmanns Schwanken zwischen Wut und Verzweiflung und die trotzdem fortgeführte Beschäftigung mit neuen literarischen Impulsen dokumentieren.

Am 23.4.1975 kommt Rolf Dieter Brinkmann nach seinem Auftritt auf einem internationalen Lyrikertreffen in Cambridge/England bei einem Autounfall in London ums Leben, weil er als Fußgänger den Linksverkehr nicht beachtet – ein aufsehenerregender „Tod à la Andy Warhol“.

Zu seinen wichtigsten Werken gehören der Roman „Keiner weiß mehr“, die Anthologie „Acid“, der Briefband „Rom, Blicke“ und der Gedichtband „Westwärts 1&2“.

Im Jahr 2020 ist ein Brinkmann-Handbuch erschienen, das ausführliche und vielfältige Einblicke in Leben, Werk und Wirkung von Rolf Dieter Brinkmann gibt.

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